„Tiefe Spuren hinterlassen“ – Stellvertretende Schulleitung der Fachakademie Mühldorf verabschiedet
Als einen Glücksfall und Fels in der Brandung bezeichnete stellvertretende Landrätin Ilse Preisinger-Sontag Marianne Glück von der Fachakademie für Sozialpädagogik Mühldorf. Nach 35 Jahren Tätigkeit an der Fachakademie, davon viele Jahre als stellvertretende Schulleitung, wurde Glück im Rahmen einer berührenden Feier in den Ruhestand verabschiedet. „Der Landkreis Mühldorf darf sich glücklich schätzen, Sie als Wegbegleiterin an Bord gehabt zu haben“, sagte Preisinger-Sontag zum Abschied.
Mit dem letzten Arbeitstag von Marianne Glück geht zugleich eine Ära an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Mühldorf-Starkheim zu Ende. Über mehrere Jahrzehnte prägte Glück als stellvertretende Schulleitung maßgeblich die Ausbildungsstätte für Erzieherinnen und Erzieher. Ihre Entschlusskraft im Jahr 2007, das Ilse Preisinger-Sontag als „Schicksalsjahr“ der Fachakademie bezeichnete, sicherte den Weiterbetrieb dieser für die Region so wichtigen Bildungseinrichtung. Bis zu dieser Zeit befand sich die Fachakademie in kommunaler Trägerschaft des Landkreises. Aufgrund der hohen Kosten war die Zukunft ungewiss, der Antrag auf Verstaatlichung wurde abgelehnt. Als in dieser stürmischen Zeit das Diakonische Werk Traunstein Interesse an der Übernahme der Trägerschaft signalisierte, war es Marianne Glück, die vermittelte und sogar finanzielle Einbußen in Kauf nahm, um einen Weiterbetrieb zu ermöglichen. „Ohne Sie gäbe es die Fachakademie Mühldorf heute nicht mehr“, betonte Preisinger-Sontag und führte fort: „Der Landkreis darf sich glücklich schätzen, Sie als Wegbegleiterin an Bord gehabt zu haben.“
„Du hast viel gesät!“
Wie sehr Marianne Glück auch für das Diakonische Werk Traunstein, das 2007 die Verantwortung für die Fachakademie übernahm, ein Glücksfall war, verdeutlichte Michael Väth, Fachbereichsleiter Schule und Bildung. In Anlehnung an das Gleichnis aus dem Lukas-Evangelium, in dem Jesus davon sprach, sich nicht um Leben, Essen und Leib zu sorgen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott uns nährt, zog Väth zunächst eine Parallele zur heutigen Zeit. In diesem Kontext sei die Aufforderung „sorgt euch nicht“ eine Herausforderung – „weltpolitisch, gesellschaftlich und ganz persönlich“. Auch in den erwähnten stürmischen Zeiten der Fachakademie sei die Sorge um die Zukunft der Fachakademie allgegenwärtig gewesen. Durch die Bereitschaft von Marianne Glück, sich dem Neuen zu öffnen, habe sich jedoch eine Perspektive aufgetan. In diesem Zusammenhang dankte Väth ausdrücklich auch Altlandrat Georg Huber für die intensive Unterstützung sowie Erwin Gäb, der in dieser schwierigen Phase die Schulleitung übernahm und die Fachakademie gemeinsam mit Marianne Glück wieder in ruhigere Gewässer führte. Mittlerweile entwickelte sich die Mühldorfer Fachakademie zur größten Einrichtung dieser Art in privater Trägerschaft in Bayern.
„Doch jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt“, sagte Väth an Marianne Glück gewandt. Ein Lebensabschnitt, in dem sie nicht mehr für die Fachakademie sorgen müsse, sondern loslassen könne. Eine Eigenschaft, vermutet Väth, die Marianne Glück möglicherweise gar nicht so leicht falle, denn schließlich habe sie sich in all den Jahren um so vieles gesorgt. Wie beispielsweise um die Menschen aus Verwaltung, Reinigung und Sekretariat, die man oft nicht sehe, die für den Betrieb aber sehr wichtig seien. Oder um die Lehrkräfte, denen sie immer auf Augenhöhe und mit großer Wertschätzung begegnet sei, wie ihre Nachfolgerin als stellvertretende Schulleitung, Kerstin Haider, hervorhob. Vor allem aber, stellte Michael Väth heraus, achtete Marianne Glück auf die Studierenden, damit sie eine bestmögliche Ausbildung erhalten und ihre Persönlichkeit weiterentwickeln können. „Wer wüsste es besser als Du, worauf es dabei ankommt?“, fragte Väth und spielte darauf an, dass Marianne Glück zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit selbst die Ausbildung zur Erzieherin absolvierte. Im Rückblick auf all die Jahre stehe Glück daher für Kontinuität. Zugleich stehe sie aber auch für Weiterentwicklung, da sie unzählige Projekte, Kooperationen und Neuerungen initiiert und auch bei der Neugründung der Fachakademie für Sozialpädagogik in Traunstein tatkräftig geholfen hat. Den Studierenden lebte sie damit vor, was es bedeutet, von Herzen Erzieherin und Lehrkraft zu sein. „Du hast viel gesät und konntest schon jetzt viel Positives ernten“, betonte Väth. Nun könne sie stolz und zufrieden auf ihr Wirken schauen und loslassen.
Viele kreative Einlagen als Ausdruck der großen Wertschätzung
Der gesamte Ablauf der Verabschiedungsfeier dokumentiert, wie sehr die Ausführungen von Michael Väth die Realität der Ära Glück widerspiegeln. Professorin Miho Funakoshi von der Universität Fukuoka war extra aus Japan angereist, um sich für die jahrelange Zusammenarbeit mit der Fachakademie und Marianne Glück sowie den persönlichen Austausch zu bedanken. Dass letzterer über ihren Ruhestand hinaus bestehen bleiben wird, verdeutlichte sie mit einem Gruß in japanischer Sprache, der übersetzt lautet: „Ich freue mich auf unsere neue Beziehung.“
Kein Grußwort, sondern Dankesworte für viele gemeinsame Projekte, Fortbildungen und Gespräche richtete Sigrid Lorenz vom Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP) an die Gäste. Ganz besonders dankte Lorenz für die vielen Übergänge und Brücken, die Marianne Glück durch ihr Tun gebaut und geschaffen hat, sei es hin zum IFP oder zu Einrichtungen nach Österreich, Südtirol und Japan.
Mitarbeitervertretung, der frühere Schulleiter Erwin Gäb sowie Dozenten und Studierende brachten sich mit zahlreichen kreativen und humorvollen Einlagen ein und sorgten für eine niveauvolle musikalische Gestaltung. Christoph Mühlbauer, der erst im September die Leitung der Fachakademie übernommen hat, dankte Marianne Glück für die große Unterstützung in den ersten Wochen seines Ankommens und versprach, dass für sie auch in Zukunft die Tür der Fachakademie immer offen sei. Den Höhepunkt setzten Studierende des Kurses E2 Aa mit einer Interpretation des Songs „Es war gut“ von Sarah Connor, für die sie eine berührende Textanpassung vornahmen und über die gute gemeinsame Zeit sangen. Die Rührung war nicht nur Marianne Glück, sondern auch den Anwesenden deutlich anzusehen.