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Kinderkommission
Kinderkommission

Kinderkommission besichtigt Wilhelm-Löhe-Heim:

„Es ist einmalig, die verschiedenen Disziplinen auf einem Gelände zu haben“

„Wir nehmen sehr viel mit, auch im Hinblick auf Best Practice. Wir werden auf Sie verweisen“, versprach Tanja Schorer-Dremel, Vorsitzende der Kinderkommission des Bayerischen Landtags, auch im Namen der weiteren Mitglieder Gisela Sengl und Doris Rauscher. Mit großem Interesse besichtigten sie die modernisierten Gruppen des Südbaus und das neue Gebäude des Wilhelm-Löhe-Heims Traunreut und suchten dabei das Gespräch mit Kindern und Mitarbeitenden der Einrichtung der Diakonie.
Die Kommission zur Wahrnehmung der Belange der Kinder im Landtag, kurz KiKo, ist eine eigenständige Kommission des Bayerischen Landtags. Sie besteht derzeit aus den vier Abgeordneten Tanja Schorer-Dremel (CSU), Doris Rauscher (SPD), Gabi Schmidt (Freie Wähler) und Gisela Sengl (Bündnis 90/Die Grünen). „Kinder sind das köstlichste Gut eines Volkes. Sie haben Anspruch auf Entwicklung zu selbstbestimmungsfähigen und verantwortungsfähigen Persönlichkeiten“, besagt Artikel 125, Absatz 1 der Bayerischen Verfassung. In diesem Sinne soll sich die KiKo als Anwalt der Kinder und Jugendlichen sowohl in Einzelfällen einmischen als auch dabei mitwirken, geeignete Rahmenbedingungen für das Leben der Kinder und Jugendlichen in unserem Land zu gewährleisten.

Der sehnlichste Wunsch – “ein Einzelzimmer” – ging in Erfüllung

Wie ernst es den Mitgliedern der Kommission ist, diese Aufgabe wahrzunehmen, war bei ihrer Besichtigung des Wilhelm-Löhe-Heims, die auf Anregung der Abgeordneten aus unserem Landkreis, Gisela Sengl, zustande kam, zu spüren. Zunächst führte der Weg in die modernisierten Gruppen des Südbaus. Mitarbeitende der Gruppen erläuterten das pädagogische Konzept und den Alltag. In allen Gruppen werde in einem familienähnlichen Setting möglichst viel Alltagsnormalität gelebt. Einen großen Sprung nach vorn brachten die Modernisierung der Räumlichkeiten und der Neubau der Kinderhäuser. Nur noch der Nordbau sei im alten Zustand, werde derzeit jedoch ebenfalls umgebaut. Ohne die finanzielle Unterstützung der Dr. Johannes Heidenhain-Stiftung und der Sternstunden wären die Projekte in dieser Form nicht realisierbar gewesen. Sogar der sehnlichste Wunsch der Kinder – ein Einzelzimmer – sei nun in Erfüllung gegangen. Auf die Frage der Abgeordneten, ob dies denn überhaupt sinnvoll sei, gab es eine klare Antwort: Viele der Kinder kommen aus einer sehr desolaten Lebenssituation mit teils sehr schwierigen wenn nicht gar traumatisierenden Vorerfahrungen. Da sei die Möglichkeit, sich bei Bedarf zurückziehen und ungestört sein zu dürfen, dringend notwendig. Oft sei gerade dies die Voraussetzung dafür, dann auch wieder in Kontakt und Beziehung zu den anderen treten zu können.

Leben wie in einer Familie

Moderne Heimerziehung hat mit tradierten Vorstellungen eines Heims nichts mehr zu tun, wurde den Mitgliedern der KiKo deutlich. Mit zunehmender Begeisterung betrachteten sie die Zimmer – die Kinder wurden vorher gefragt, ob ihr Zimmer hergezeigt werden darf – und den Umgriff mit Garten und sogar einen Reitplatz. Heilpädagogisches Reiten ist eines der vielen Förderangebote für Kinder und Jugendliche im Heim. Als während der Besichtigung die achtjährige Lea aus der Schule kam – auch das Förderzentrum (Schule) befindet sich auf dem Gelände – nutzten die Abgeordneten die Gunst der Stunde, aus erster Hand etwas über das Leben im Heim zu erfahren. „Am coolsten hier sind die Pferde. Ich darf dort reiten. Einmal die Woche. Aber dafür muss ich sie auch füttern und pflegen“, berichtete Lea begeistert. Gibt es Regeln fürs Fernsehen, Spielen am Computer, Freunde einladen? Gibt es die Möglichkeit, bei Regeln mitzubestimmen? Auf fast alles wusste Lea eine Antwort, und wo sie nicht weiter wusste, half ihr Erzieher Hubert Mayer. Die Zeit am Computer ist auf eine halbe Stunde am Tag begrenzt. Fernsehen darf man falls gewünscht jeden zweiten Tag. Vor allem werde jedoch versucht, miteinander aktiv zu werden und in der Freizeit etwas gemeinsam zu unternehmen. Bei möglichst allen Entscheidungen und Regeln werden die Kinder miteinbezogen. Freunde dürfen nach vorheriger Absprache ebenfalls hier übernachten. Diese kommen entweder aus einer anderen Gruppe oder von außerhalb des Heims. Bei manchen Dingen jedoch entscheiden nur die Erzieher, und das gilt dann auch. „Auch das ist wie in einer Familie“, sagt Hubert Mayer.

Bürgermeister Klaus Ritter ist stolz auf die sozialen Einrichtungen in der Stadt

Das vernetzte Arbeiten auf dem Gelände des Wilhelm-Löhe-Zentrums bringt viele Vorteile, hob Wohnbereichsleitung Monika Möhr-Jundt hervor. In der Schule gebe es beispielsweise sowohl den Schwerpunkt Lernen (L-Bereich) als auch den Schwerpunkt Geistige Entwicklung (G-Bereich). Ein Wechsel zwischen beiden Bereichen ist jederzeit möglich, ohne umschulen oder umziehen zu müssen. Zusätzlich zum Heim mit insgesamt 12 Gruppen und den verschiedenen Fachdiensten befinden sich auf dem Gelände auch noch eine heilpädagogische Tagesstätte, ein Förderzentrum als Sprengelschule sowie ein Servicebereich für Küche und Hauswirtschaft.
Traunreuts Bürgermeister Klaus Ritter ist stolz auf das Wilhelm-Löhe-Zentrum der Diakonie und auf die vielen weiteren sozialen Einrichtungen der Jugend- und Behindertenhilfe in seiner Stadt. Auch das Miteinander sei vorbildlich: „Wir arbeiten hier in Traunreut sehr gut zusammen“, sagte Ritter.
Während des Mittagessens fassten Wohnbereichsleiterinnen Monika Möhr-Jundt und Ulrike Tieman-Glaser noch einmal die wesentlichen Fakten zum Wilhelm-Löhe-Zentrum zusammen. „Wir brauchen solche Eindrücke und Erkenntnisse vor Ort für unsere Arbeit in der Kommission“, verdeutlichte Tanja Schorer-Dremel und hob noch einmal hervor, wie einmalig es sei, die verschiedenen Disziplinen von Heim, Schule, Tagesstätte und Service auf einem Gelände vereint zu haben. „Wir nehmen sehr viel mit!“, versprach sie beim Abschied.

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