Eine Wunschoma erzählt
Seit ungefähr drei Jahren bin ich Wunschoma und das ist das Beste, was mir passieren konnte, nachdem ich in Rente gegangen bin. Es ist doch so wichtig, dass man eine Aufgabe hat und gebraucht wird!
Ich betreue 2 Kinder, einen Jungen von 2 und ein Mädchen von 5 Jahren. Zuerst war es nur Sarah, aber bald kam ihr kleiner Bruder Tim nach, vielleicht weil die Eltern sahen, wie gut es mit uns klappt.
Ich habe die Kinder immer freitags, manchmal bei ihnen zu Hause, manchmal aber auch in meiner Wohnung. Da können sich die Eltern auch mal etwas vornehmen. Die Mama geht vielleicht zum Frisör, oder beide machen den Wocheneinkauf, oder sie gehen einfach nur mal miteinander in die Stadt, einen Kaffee trinken.
Wenn ich komme, werde ich von Sarah und Tim stürmisch begrüßt. Sie warten schon immer ungeduldig auf mich. Da geht mir das Herz auf. Mit den Kindern mache ich Spaziergänge, bastele oder male mit ihnen oder lese ihnen etwas vor. Das ist nicht ganz einfach, weil der Altersunterschied ja verschiedene Interessen mit sich bringt, aber mir fällt immer etwas ein. Die fröhlichen Gesichter der Kinder und die vielen, kleinen, vertrauensvollen Gesten sind meine Belohnung.
Die Eltern bestehen darauf, dass ich freitags immer mit der Familie Abendbrot esse. Auch bei allen Geburtstagen und an Weihnachten bin ich dabei. Ich fühle mich zugehörig, ein echtes Familienmitglied. Wir verstehen uns gut und sind uns über die Erziehung der Kinder einig. Oft bekomme ich zu hören, wie gut es ist, dass es mich gibt. Auch meine eigenen Kinder und meine Wunschfamilie haben einen guten Draht zueinander.
Einmal im Monat treffen wir Wunschgroßeltern uns in der „Murmel“ mit unserer Projektleiterin Annette Köhler. Da können wir alles besprechen, was uns auf dem Herzen liegt. Wir können Fragen stellen und miteinander über Lösungen für eventuelle Probleme nachdenken. Natürlich herrscht Schweigepflicht über alles, was besprochen wird. Dann gibt es noch den Familientag, der dreimal im Jahr stattfindet. Der dient dem näheren Kennenlernen, oder es gibt interessante Vorträge, die Eltern und Großeltern interessieren. Hier kann sich jeder über unsere Arbeit informieren.
Die Gruppe der Wunschgroßeltern ist wirklich nett. Ich habe dort auch schon einige Freundinnen gefunden, mit denen ich manchmal etwas unternehme. Als Gruppe treffen wir uns regelmäßig am 2. Mittwoch im Monat im Café Intreff in Traunstein zu einem Stammtisch. Das ist immer recht lustig. Oder wir gehen miteinander zum Wandern. An Weihnachten gibt es einen Kochkurs, bei dem wir unser Weihnachts-essen selbst kochen. Das macht Spaß und verbindet uns.
Natürlich werden wir nicht ohne gewisse Vorleistungen mit einer so verantwortungs-vollen Aufgabe betraut. Zum einen müssen wir alle ein Erweitertes Polizeiliches Führungszeugnis beibringen. Dann gibt es noch drei, für uns kostenlose Fort-bildungen jedes Jahr, die uns bei unserer Tätigkeit helfen. „Erste Hilfe“ ist eine davon. Auch sonst wird uns manche interessante Anregung mitgegeben, z.B. wie man Geschichten erzählt.
Wunschoma zu sein hat mein Leben bereichert, und ich kann es nur jedem empfehlen! Wer sich dafür interessiert, melde sich beim Diakonischen Werk Traunstein e.V. unter 0861 – 98980. Die Nachfrage von Familien ist groß.