„Eine Insel im Grünen“
Neue Mädchenwohngruppe im wunderschön hergerichteten Bauernhof eingeweiht • tiergestützte Pädagogik Teil des Konzepts
„Wie eine Insel im Grünen sieht das Gehöft aus der Vogelperspektive betrachtet aus“, sagte Vorstand und Geschäftsführer Andreas Karau bei der Einweihung der neuen Mädchenwohngruppe der Diakonie in Südostoberbayern in Schlehberg Kirchweidach. Eine solche Einrichtung sei angezeigt, so Karau, wenn Kinder in der Familie nicht die notwendige liebevolle Zuwendung, Annahme und Schutz erfahren. Hier in Schlehberg können Teenager in den „aufgewühlten und stürmischen Phasen des Lebens“ sicher und behütet zur Ruhe kommen, sich stabilisieren, Halt finden und neu orientieren. Begleitet werden sie dabei von einem Team aus pädagogischen und psychologischen Fachkräften, die rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, „wie ein Leuchtturm in der Brandung“ für sie da seien und Orientierung geben. „Sie sind Vorbilder, Wertevermittler, Beziehungsgestalter und Ermutiger“, sagte Karau mit Blick auf die Erzieherinnen der Einrichtung. Ausdrücklich dankte er allen Förderern – dem Landkreis Altötting, der Gemeinde Kirchweidach, der Sternstunden-Stiftung sowie vielen weiteren Kooperationspartnern – die diese neue Einrichtung ermöglichten.
Dazu mussten zunächst einige nicht unerhebliche Hürden und Barrieren überwunden werden, verdeutlichte Margarete Winnichner. In ihrer Funktion als Fachbereichsleitung für Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe beim Diakonischen Werk Traunstein erkannte sie den Bedarf für die Einrichtung und verfolgte beharrlich ihr Ziel. „Das alte Bauernhaus wurde sehr gut hergerichtet und ist wunderschön“, so Winnichner. Für die Mädchen, die hier leben, seien die Ruhe und Landschaft ein Geschenk. Winnichner dankte den Eigentümern, dem Ehepaar Sterflinger, für den Mut und die Bereitschaft, das Gehöft für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen.
„Nach einer schwierigen Geburt freut man sich oft umso mehr, wenn alles gut gegangen ist“, meinte Landrat Erwin Schneider. Er machte keinen Hehl daraus, dass das Projekt nicht von Anfang an auf seine Begeisterung stieß. Vor allem die Frage, „braucht’s das, oder wird hier ein Bedarf konstruiert?“, habe ihn bewegt. Überzeugt habe ihn die eindeutige Positionierung seines designierten Jugendamtsleiters, Thomas Köster, der darauf bestimmt antwortete: „Das braucht’s!“ Und auch das pädagogische Konzept findet Landrat Schneider schlüssig.
Kirchweidachs Bürgermeister Johann Krumbachner fand das Projekt von Anfang an interessant. „Was kann uns Besseres passieren, als dass hier Mädchen Halt finden und Unterstützung bekommen?“ Er wünschte der Einrichtung Erfolg und freue sich über die Realisierung in dieser wunderschönen Lage.
Pfarrerin Andrea Klopfer wählte für die Segnung eine Bibelgeschichte, in der Abraham seine schöne junge Frau Sarah als seine Schwester ausgibt, weil er fürchtet, der Pharao könnte ihn töten, um sich seiner Frau zu bemächtigen. Frauen und Mädchen erlebten es nur zu oft, dass ihre Bedürfnisse und Selbstbestimmung missachtet und missbraucht werden, so Klopfer. Dabei entspräche es dem Willen Gottes, nicht zuzusehen, sondern Verantwortung zu übernehmen und einzugreifen, zu unterstützen und zu begleiten. So wie das pädagogische Personal dieser Einrichtung Verantwortung übernimmt, die Bewohnerinnen unterstützt und begleitet.
Zum Abschluss überreichte Ulrike Anders, Mitglied des Kuratoriums des Diakonischen Werks und Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Burgkirchen, ein Schokofondue für gemeinsame Abende in der Gruppe.