„Das alte Denken der Neuen Rechten“ – Vortrag und Diskussionsveranstaltung in Traunstein
Was vor Jahren noch als Internetphänomen abgetan werden konnte, etabliert sich zunehmend auch in unserer Region: eine extreme rechte Szene. Doch welche Tendenzen und Entwicklungen sind nachweisbar und mit welchen Methoden geschieht eine Einflussnahme? Fragen wie diese stehen im Fokus der Veranstaltung am 14. Februar um 18.30 Uhr im Rathaussaal Traunstein, zu dem das Netzwerk Bunt statt Braun im Landkreis Traunstein einlädt. Als Referent hat der renommierte Journalist und profunde Kenner der Szene, Robert Andreasch, zugesagt. Der Eintritt ist frei.
Die Initialzündung zur Veranstaltung gab ein Aufmarsch einer Rechten Organisation am 23. April vergangenen Jahres am Stadtplatz Traunstein. „Das martialische Auftreten eines Teils der Teilnehmer, das manipulative Wecken von Ängsten und das Schwingen von Fahnen mit Motiven, die aufgrund der Gestaltung Erinnerungen an dunkle Kapitel deutscher Geschichte wachrufen, konnte ich erst gar nicht fassen“, sagt Diakon Jörg-Simon Löblein. Nur allzu leicht könne mit dumpfen Parolen ein Nährboden für Angst und Verunsicherung geschaffen werden.
Als verantwortliche Leitungskraft im Diakonischen Werk Traunstein arbeitet er mit unbegleiteten Minderjährigen. Diese spüren seinen Angaben zufolge schon jetzt die Auswirkungen verunsicherter oder im schlimmsten Fall aufgehetzter Bürger. Manche der Minderjährigen mit dunkler Hautfarbe trauen sich abends ohne Begleitung deutscher Freunde gar nicht mehr auf die Straße, so seine Beobachtung. Solchen Entwicklungen gelte es frühzeitig und entschieden entgegenzuwirken. Beispielsweise mit dem Vortrag von Robert Andreasch zum Thema „Das alte Denken der Neuen Rechten“ mit anschließender Diskussion. Informationen über rechte Organisationen in unserer Region, ihre Haltungen, Handlungsweisen, Strategien und der Umgang damit, stehen dabei im Vordergrund.
Robert Andreasch hat in München Soziologie und Sozialpsychologie studiert und ist seit 1992 freier Journalist. In dieser Funktion schreibt und recherchiert er seit vielen Jahren zum Thema Rechte Szenen, unter anderem für die ARD, die ZEIT, verschiedene Online-Portale und für die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e.V. Auch den NSU-Prozess verfolgt er genau, als Journalist nimmt er an den Verhandlungen teil.
Zu der Veranstaltung sind am Thema interessierte Personen, in der Jugendarbeit Tätige, Lehrkräfte und Ehrenamtliche eingeladen. Die Diskussion bietet Raum zum Zuhören, Argumente abwägen und Sichern von Fakten. Sollte versucht werden, die Veranstaltung gezielt zu stören oder zu behindern, wird vom Hausrecht Gebrauch gemacht.
Als Veranstalter fungieren zusätzlich zum Netzwerk Bunt statt Braun das Diakonische Werk Traunstein, die Evangelische Jugend im Dekanat Traunstein, das Katholische Kreisbildungswerk Traunstein und die katholische Stadtpfarrei St. Oswald. Die Evangelische Jugend im Dekanat und weitere Organisationen organisieren zusätzlich vom 6. bis 17. Februar im Rathaus Traunstein, Alte Wache, eine Ausstellung zum Thema „Verfolgung und Widerstand in der NS-Zeit im Landkreis Traunstein“ sowie am Samstag, 18. Februar von 13 bis 16 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Traunstein ein Argumentationstraining gegen rechte Parolen.