“Wir haben so ein Glück, dass wir in Deutschland geboren sind”
Theaterstück „Fremde Heimat“ beeindruckt Berufsschüler
Mitgefühl ist wohl der stärkste Antrieb, Verständnis für die Not anderer zu entwickeln. Beispielsweise für Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Unterdrückung oder vor bitterer Armut aus ihrem Heimatland fliehen und in Deutschland auf ein neues Leben hoffen. Die Aufführung „Fremde Heimat“ des Weimarer Kultur-Express erzählt das Ankommen in der neuen Heimat aus der Sicht von Betroffenen und schafft so einen Perspektivwechsel. Aufmerksam verfolgten mehrere hundert Berufsschüler der BS 1 und 3 in Traunstein die Darbietung und berichteten in der anschließenden Diskussion von ihren persönlichen Eindrücken und Erfahrungen. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht und Verständnis für die Menschen hinter den Fluchtgeschichten zu entwickeln, war das Ziel von Barbara Hofstätter und Stefan Starzer, die in Trägerschaft der Diakonie an den beiden Berufsschulen Jugendsozialarbeit leisten. Zugleich dankten sie ausdrücklich Studiendirektor Wolfgang Kurfer, Schulleiter der BS 1, und dem stellvertretenden Schulleiter der BS 3, Dr. Martin Brunnhuber, für die Unterstützung. Ohne ihr Zutun wären die Aufführungen nicht möglich gewesen.
Das Theaterstück „Fremde Heimat“ schildert die Geschichte zweier Jugendlicher namens Marie und Daniel, eindrucksvoll dargestellt von den beiden jungen und äußerst talentierten Schauspielern Kristin Hörmann und Janning Sobotta.
Daniel, ein junger Mann aus Syrien, floh gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester vor der alltäglichen Lebensgefahr in seiner Heimat. Seine Großeltern hingegen konnten sich altersbedingt nicht anschließen, was für Daniel einen großen Verlust darstellt.
In Deutschland trifft Daniel auf Marie. Im Laufe mehrerer Begegnungen kommen sich die beiden Jugendlichen näher. Marie schwankt zwischen Verständnis und Vorurteilen, fühlt sich jedoch stark zu Daniel hingezogen. Dieser wiederum hat mit den noch unbekannten Sitten und Gewohnheiten der neuen Kultur zu kämpfen und muss lernen, sich anzupassen. Doch nicht nur die Bemühungen um gegenseitiges Verständnis stellen eine Schwierigkeit für die beiden jungen Menschen dar, sondern auch das ständige Verteidigen ihrer Beziehung gegenüber Dritten. Damit geht es neben der Vermittlung moralischer Werte auch um die Klärung von Ursachen der aktuell weltweit zu beobachtenden Fluchtbewegungen.
Eindrucksvoll gelang es den beiden Darstellern im Laufe des Theaterstücks, verschiedene Rollen einzunehmen und dabei die unterschiedlichsten Emotionen zu erzeugen. So wird nachvollziehbar, wie sehr Flucht für manche die einzige Chance für ein Überleben oder zumindest für ein besseres Leben ist. Und wie wenig wir alle dafür können, wo wir geboren werden. Marie sagt dazu in einer Szene: „Wir haben so ein Glück, dass wir hier in Deutschland geboren sind. Das ist nichts, was wir verdient haben oder worauf wir stolz sein sollen. Höchstens dankbar!“
Auch die Schülerinnen und Schüler der Berufsschulen sind im Alltag immer wieder mit der zugrundeliegenden Thematik konfrontiert und kennen es, zwischen Mitgefühl und bestehenden Vorurteilen hin und her gerissen zu sein. Das verdeutlichte die Diskussion im Anschluss an die Vorstellung. Neben Fragen an die Schauspieler berichteten einige Schüler von ihren eigenen Erfahrungen. Veranstaltungen wie diese helfen, aufeinander zuzugehen und Verständnis füreinander zu entwickeln. Eine gute Voraussetzung für ein gelingendes Zusammenleben.