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Sie freuen sich über den Erfolg der Suchtpräventionswoche an der Berufsschule I (von links) die beiden Schulleiter Wolfgang Kurfer und Rudolf Ritter, Autorin Lisa Schweidler, JaS-Mitarbeiterin Carolin Mosler, Ramona Frauenlob und Barbara Stockinger von der Caritas Suchtberatung sowie Stefan Starzer von der Jugendsozialarbeit der Diakonie.
Im Rahmen der Suchtpräventionswoche war auch die Ausstellung „Bunt statt Blau“ zu sehen.
Für viele Schülerinnen und Schüler der BS1 ein wichtiger Anlaufpunkt: Das JaS-Büro
Das JaS-Sozialpädagogen-Team: Carolin Mosler, Stefan Starzer

Berufsschule I Suchtpräventionswoche

Suchtpräventionswoche an der Berufsschule I Traunstein

Wege aus der Sucht und wo gibt’s Hilfe?

Letzte Woche drehte sich an der Berufsschule I in Traunstein von Montag bis Freitag alles um das Thema Sucht. Themenschwerpunkte waren Alkoholsucht, Essstörungen und Depression. Aber auch alle anderen Arten von Sucht wurden behandelt und aufgezeigt, wo Betroffene Hilfe finden können. Die Suchtpräventionswoche wurde organisiert von den beiden Mitarbeitern der Jugendsozialarbeit an der Schule, die mehrere externe Fachstellen hinzuzogen.

Carolin Mosler und Stefan Starzer von der Jugendsozialarbeit der Diakonie an der Berufsschule erklären ihre Motivation und Zielsetzung der Veranstaltung: „Wir sind täglich nah an den Schülern und uns ist aufgefallen, dass Suchtthemen immer wieder mal aufploppen.“ Es gehe dabei um Essstörungen genauso wie um Mediensucht, Alkohol, Cannabis oder sogar ein Konglomerat verschiedener Süchte. Mit der Präventionswoche wollten sie möglichst viele Schüler auf Augenhöhe ansprechen, ohne erhobenen Zeigefinger. Vielmehr ging es darum, dass sich die Jugendlichen selber reflektieren, sich fragen, wie sie mit ihrer Sucht umgehen, und lernen, wo sie schnell und niedrigschwellig Hilfe bekommen können. „Wir haben im Landkreis Traunstein viele solcher Hilfsangebote“, betonte Starzer. Ein Teil der Präventionswoche war die Ausstellung „Bunt statt blau“, eine Leihgabe der DAK. Sie zeigt von Schülern gemalte Bilder zum Thema Komasaufen. Ein weiterer wichtiger Baustein waren die täglichen Lesungen von Lisa Schweidler aus ihrem Buch „Die dunkle Seite des Schmetterlings“. Die Autorin beschreibt darin sehr offen ihre eigenen Erfahrungen mit Depression, Essstörung, Angst. Sie weiß, wie es ist, wenn man tief in der Krise steckt und eigentlich nicht mehr leben mag, und formuliert eine wichtige Message ihres Buches: „Kein Mensch ist allein, wir können uns immer Hilfe holen.“

Sie konnte bei den Lesungen in der Schule feststellen, dass die Jugendlichen sehr aufmerksam zuhörten und auch Fragen stellten. Auf ihre provokante Frage an die jungen Menschen, wie viele von ihnen süchtig auf irgendetwas sind und wie viele von ihnen gerne davon befreit wären, gab es erstaunlicherweise immer wieder einige mutige Meldungen. Und selbst wenn Zuhörer nicht direkt selbst betroffen sind, kennen sie vielleicht jemanden in ihrem Umfeld, der süchtig ist, und könnten lernen, wie sie demjenigen am besten helfen. Lisa Schweidler meinte: „Man erkennt ja von außen nicht, wer von einer Sucht betroffen ist. Aber wir müssen darüber reden, wie es uns geht. Nicht darüber zu reden, ist keine Lösung.“

Stefan Starzer stellte fest, dass es viel wirkungsvoller ist, wenn selbst Betroffene über ihre Erfahrungen berichten, als wenn ein Berater gute Tipps gibt. In den begleitenden Workshops im Rahmen der Präventionswoche stand auch die Caritas Suchtberatung Rede und Antwort. Ramona Frauenlob arbeitet in der Suchtprävention und ist vor allem in Grundschulen unterwegs, um frühzeitig auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Barbara Stockinger ist in der Caritas Jugendsuchtberatung tätig und findet es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler schon mal sehen können, mit wem sie es in den Einrichtungen zu tun haben, wer ihnen im Fall des Falles helfen kann. „Wenn sie unsere Gesichter schon mal gesehen und mit uns gesprochen haben, fällt es ihnen leichter anzurufen und um Hilfe zu bitten.“

Ein weiterer Baustein der Woche war ein Rauschbrillenparcours der Verkehrswacht Traunstein, bei dem die Jugendlichen erleben konnten, wie es ist, wenn man betrunken unterwegs ist. Für Carolin Mosler steht fest: „Es gibt so viele Süchte, fast jeder findet sich hier ein bisschen wieder.“ Und Stefan Starzer wollte mit dem Angebot ein Tabu brechen, offen auf die Süchte verweisen und zeigen, dass es sich dabei um Krankheiten handelt, die man behandeln kann.

Der Schulleiter der Berufsschule I, OStD Wolfgang Kurfer, betonte, die Suchtpräventionswoche sei absolut im Sinne der Schule, und er sei dankbar, dass sie stattfinden konnte. Die Berufsschüler seien gerade in dem Alter, wo man Kontakt mit verschiedenen Substanzen bekommt: „Es wäre blauäugig zu denken, Sucht ist bei uns kein Thema.“ Für ihn hat die Schule neben der beruflichen Ausbildung auch einen Auftrag zur Erziehung und Charakterbildung. Nach der Berufsschule gingen die Jugendlichen in keine Schule mehr, darum sei das hier die beste Gelegenheit, das Thema aufzugreifen. Wichtig sei, ein Netzwerk an Hilfsangeboten aufzubauen und den Schülern vorzustellen.

Auch der stellvertretende Schulleiter StD Rudolf Ritter denkt: „Die Schüler wissen genau, was los ist. Eine Sucht zuzugeben, ist aber nicht so leicht.“ Wenn sie durch die Angebote dieser Woche hellhörig werden, sei das schon ein großer Vorteil. Und vielleicht erinnere sich ja der eine oder andere später in einer entsprechenden Situation daran, was er in dieser Woche erfahren hat.

An der Berufsschule I sind 2200 Schülerinnen und Schüler wechselweise im Unterricht, rund 600 sind täglich im Haus und können diese Woche die Angebote rund um Suchtprävention nutzen. Im Unterricht werden die Lehrkräfte nach der Präventionswoche das Thema in dem einen oder anderen Fach noch einmal aufgreifen und vertiefen.

Pia Mix – freie Journalistin

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